Die Schwelle — den Über­gang — segnen

Die Schwelle — den Über­gang — segnen

Die Schwelle segnen

Wir befind­en uns im Mal­prozess und auch im Leben manch­mal an ein­er Schwelle. Das ist ein Ort, an dem wir nicht weit­er wis­sen. Da gibt es alle möglichen vielschichti­gen Argu­mente, Ideen, Zweifel, Wün­sche, Gedanken und Gefüh­le, die uns dann an dieser Stelle nicht weit­er gehen lassen. Nicht weit­er malen lassen. Weil wir es nicht wirk­lich wis­sen. Weil wir es nicht wirk­lich intu­itiv spüren, so dass der näch­ste Pin­sel­strich oder das näch­ste Motiv ein­fach da ist. Intu­itiv käme es von selb­st. Intu­itiv wür­den wir im Malfluß bleiben. An diesem Ort, wo wir dann stock­en, ist das eben anders. Da wirk­ten zu viele ver­schiedene Impulse auf uns ein. Also bleiben wir ste­hen. Es geht für einen Moment eben nicht, dass wir diese Schwelle über­queren. Manch­mal fühlen wir uns dann so wie als hät­ten wir ver­sagt, wir mögen diese Unsicher­heit nicht. Und oft gehen wir ganz schnell darüber hin­weg und malen irgend­was, oder machen irgend­was, dass aber nur wenig Energie hat und sich nicht gut anfühlt. Dann gehen wir zu schnell über diesen beson­deren und ja auch kost­baren Moment hin­weg. Denn wir kön­nten uns wieder in unsere eigene Präsenz brin­gen und dem in uns Aufmerk­samkeit geben, was da ist. Auch dem, was nicht da ist. Wir kön­nten innehal­ten. Atmen. Uns in die eigene Gegen­wär­tigkeit hinein öffnen…

Von ein­er amerikanis­chen Mal­fre­undin, die ich über das Malen mit Michele Cas­sou ken­nen­gel­ernt habe,  bekam ich dann dieses Gedicht, das ich gerne mit Dir teilen möchte.

Die Schwelle seg­nen — von Jan Richardson

Diese Seg­nung hat lange Zeit auf dich gewartet, während du deinen Weg hier­hin gegan­gen bist. Diese Seg­nung hat sich selb­st zusam­menge­set­zt, sich bere­it gemacht, und betend den recht­en Augen­blick abgewartet.

Dieser Segen hat die Tür poliert, die Scharniere geölt, die Trep­pen gefegt, in den Fen­stern Kerzen angezündet.
Dieser Segen hat den Tisch gedeckt, die Melodie eines alten Liedes sum­mend, das er ken­nt. Irgen­det­was über eine spi­ralför­mige Straße und Brot und Gnade.

Die ganze Zeit hat er ein Auge auf dich gehabt, am Hor­i­zont, schauend, Nachtwache gehal­ten, kaum bewusst wie sehr er sich in deine Rich­tung gelehnt hat.

Und jet­zt, wo du da bist, kann dieser Segen es kaum glauben, es ist ein Glücks­fall, dass du endlich angekom­men­bist, dass er alles endlich loslassen kann, um dir seine Arme weit geöffnet ent­ge­gen­zuw­er­fen, um dir zuzurufen:

Willkom­men! Willkom­men! Willkommen!