Malen ist wie im Leben sein

Malen ist wie im Leben sein

Ein Bild malen ist wie im Leben sein

Es gibt Zeit­en im Leben, da ste­hen Verän­derun­gen an. Diese sind so vielschichtig und so umfassend, wie zum Beispiel ein Umzug oder die Entschei­dung für eine neue Arbeit oder vieles andere, das wirk­lich sit­u­a­tions- und lebensverän­dert sein wird. Da kom­men aller­lei Gedanken und Gefüh­le zusam­men und spie­len so manch­es Mal durcheinan­der. Wie in ein­er Orch­ester­probe, wo jede:r nur das eigene Instru­ment hört und die anderen übertö­nen will. Chaos. Laut. Ver­wirrung. Emo­tion­al kann das richtig verzweifelt machen. Ein Diri­gent? ist auch nicht da und das, was du denkst, sei eine:r, du selb­st, ist auch nicht etwas, worauf sich stützen lässt, weil auch über­fordert und nicht ein­deutig. Wer hört was? Und wenn mal ein Instru­ment her­aussticht, wird es durch ein anderes in der näch­sten Minute wieder übertönt — es gibt keinen Halt, alles spielt fast unun­ter­brochen ohne Struk­tur und erkennbaren Rhyth­mus munter drauf los.

So ist es auch oft im Mal­prozess. Es kommt dies und das als Idee — und diese Farbe vielle­icht auch,  und ach, das Motiv taucht auf, nein — das… es zieht einen weg, irgend­wohin, mal in diese, mal in jene Rich­tung und irgend­wie fühlt es sich nicht ver­bun­den an. Warum? Weil ich nicht mehr weiß wo ich bin mit mir. Weil ich denke, ich kön­nte die Dinge im Leben und im Malen selb­st lösen. Vor allen Din­gen sofort. Aber vielle­icht ist es noch gar nicht so weit? Vielle­icht gibt es noch keine Klarheit und keine Lösung? Vielle­icht geht es erst mal darum, mit allen Aspek­ten zu sein, alles zu bezeu­gen und: mich nicht davon über­wälti­gen zu lassen. Ja, die Impulse und unter­schiedlich­sten Gefüh­le dür­fen sein. Ich nehme das Blau und das Schwarz und das Grau und das Rot. Alles find­et seinen Platz auf dem Bild. Auch im Leben. Im Bezeu­gen und im Willkom­men heis­sen. Es braucht dieses Gewahr­sein, dass ich da bin. “Ich” — ist was? Ich in Selb­st ähn­lichem Zus­tand? —  in Gegen­wär­tigkeit, im Moment, in Präsenz, da. Mit allem — nicht wegge­zo­gen von etwas, dass das nicht aushält, das Ungewisse, das Chaos, das Beängsti­gende. Also ver­suche ich das zu bemerken, füh­le ich das, was da ist und bitte es mich nicht zu über­wälti­gen (ich kann trotz­dem weinen oder lachen oder oder…) doch indem ich mit meinen Gefühlen, Sor­gen, Äng­sten und Wün­schen in Beziehung gehe, kann ich auch mit dem sein, was das möglich macht. Näm­lich meine Selb­st­präsenz. Kurz mal atmen und mich spüren. Von dort aus die näch­ste Farbe nehmen, das näch­ste Motiv daraus her­aus emp­fan­gen und weit­er malen. Von Moment zu Moment. Ver­trauen ler­nen. Ver­trauen in die Intel­li­genz des schöpfer­sichen Prozess­es im Malen und im Leben. Alles braucht seine Rei­fung. Dann ist es gut, denn das Leben und die Kreativ­ität ist uns , ist mir, ja immer wohlgeson­nen. Das weiß ich. Ich werde in Gegen­wär­tigkeit merken, was dran ist und die Lösung kommt von selb­st. Wenn es soweit ist. Inzwis­chen male ich, atme ich, male ich.