30 Juli point zero painting ist pure Freiheit
Wenn ich male, kann ich für ein Ergebnis malen, mich darauf konzentrieren. Das ist auch gut. Tut gut. Ich lasse da auch meine Fantasie erblühen, wäge die Farben ab, spüre nach innen. Und male dann so wie es gut für mich aussieht.
Wenn ich therapeutisch unterwegs bin, male ich so. Lasse mich da auch von meinen Gefühlen und Gedanken und Erfahrungen führen. Male das, was mich beschäftigt oder meine Freunde und unliebsamen Teile.
Wenn ich im Point Zero Painting Prozess bin, bin ich frei. Frei von all dem. Ich kann malen, was ich will. Es kann völlig simpel sein, ganz direkt. Die Farbe ruft – also nehme ich sie an den Pinsel und male mit ihr. Da kommt ganz natürlich eine Form durch meinen Arm, von meinem Körper her, ich nehme diese Bewegung und male daraus eine Träne. Ich bin frei. Ich muss nicht an die Bedeutung von Tränen denken, ich brauche kein Abwägen der Farben, damit es schön aussieht, ich kann groß und klein, genau und ungenau malen. Ich brauche nichts zurückzuhalten und mich von nichts, keinen Gedanken, Interpretationen, Geschichten, Gefühlen, Emotionen zurückzuhalten. Ich bin im natürlichen Fluss, so wie es gerade ist. Ich erkenne einfach alles an. Ich kann mir ja hinterher immer noch Gedanken darüber machen, wenn ich denn so will.
So zu malen ist für mich ehrlich, authentisch. Ohne Talentsuche, ohne Beweise ohne Rechtfertigung. Einfach ich selbst. Mit allen Verrücktheiten, allen Glaubenssätzen, allen Zweifeln, aller Liebe und aller Freude und allen Tränen. Meine Geschichte. Mein Leben. Ich jetzt. Mit allem. Auch mit allem, wovon ich nichts weiß und wonach ich vielleicht suche. Mit aller Sehnsucht und aller Dankbarkeit, die in mir spürbar ist. Oder auch Wut. Alles darf da sein.
Wo kann ich all das eigentlich er-leben? Wo und wie ausdrücken? Wo bin ich denn wirklich frei? Im Job nicht, in der U‑Bahn nicht, zuhause vielleicht noch am ehesten. Wo kann ich all das Kindliche, Verspielte ausdrücken und mit dem sein ohne belächelt oder beurteilt zu werden. Ohne auf der Bühne zu stehen und es dann doch so darzustellen, dass es für die anderen unterhaltsam wird. Und wo ist der Raum, wo ich mit starken Emotionen, die niemand erleben will, selbst ich nicht, in Kontakt sein kann und ihnen einen Raum geben kann, wenn nicht im Malen auf einem Stück Papier, das all das mit Offenheit und Wohlwollen urteilslos aufnimmt und mir so sagt, dass ich okay bin. Mit all dem. Auch mit dem Ungeliebten in mir. Und wo gibt es den Ort, wo sich das Gruselige in aufblühende Kraft verwandeln kann ohne dass ich mich anstrenge, sondern es von selbst in mir aufwacht, wenn nicht beim Malen für mich selbst. Mit all dem?
Für mich ist das Point Zero Painting die Möglichkeit, “unbewußt” bewußt zu sein, achtsam zu sein ohne daran denken zu müssen. Lebendig zu sein ohne Vorstellungen davon. Mich ganz zu fühlen. Natürlich. Selbst. In meiner Kraft. Einfach so.
Denn wenn ich all das akzeptiere, respektiere, was sich in mir bewegt, was tobt, lacht und sich in mein Leben singt, dann bin ich frei. Denn all das darf da sein. Es ist ein bedingungsloses Ja zu mir selbst und zu meinem Leben. Das ist Freiheit für mich. Erlösung. Heilung.