05 Mai Kreativität und das “schöne” Bild
Der Weg, die kreative Energie zu entfesseln, ist meistens nicht der, den wir gerne gehen würden. Gerade im riesigen Bereich der Kreativität kommt es so ganz anders, als wir denken oder uns vorstellen, wie etwas sein sollte. Wir meinen, wir wüssten, je nachdem, was passiert, wie es uns damit gehen wird. „Wenn das Bild schön aussieht, bin ich zufrieden und glücklich.“ „Wenn es eine bestimmte Bedeutung für mich hat, dann fühle ich mich frei.“ Meine Erfahrung ist das nicht. Oftmals ist es genau das Gegenteil von dem, was ich denke, das gut für mich wäre oder das mir „stimmig“ erscheint, dass die eigene Kreativität belebt und entfesselt.
„Man muss vom Weg abkommen, um nicht auf der Strecke zu bleiben.“ Dieses Zitat habe ich neulich gefunden und im Grunde beschreibt es den Prozess, in dem wir uns vom gewohnten Weg ins Unbekannte wagen. Das geschieht aber meistens nicht, indem wir alles dran setzen schöne, harmonische oder ästhetisch gelungene Bilder zu malen. Doch wie machen wir das? Wie verlassen wir die uns bekannten Wege? Und wohin gehen wir dann?
Nun könnten wir doch als eine Möglichkeit mit klugen Überlegungen heran gehen, genau das Gegenteil von dem zu machen, wonach uns im Moment ist. Das bedeutet dann, wenn ich gerade rot nehmen würde stattdessen schwarz zu nehmen. Oder wenn ich genau die Farbe nehme, die ich nie nehme. Das wäre eine Möglichkeit, eine eher kognitive Herangehensweise mit dem Ziel, den Verstand zu überlisten. Leider funktioniert das nicht wirklich. Es kann für einen kurzen Moment erhebend sein, aber es hält nicht an. Der Trick ist nur ein Trick und erfüllt oder befriedigt uns nicht auf Dauer. Es kommt nicht aus der Intuition, ist nicht vom Mut beseelt, im Moment an der Schwelle des Unbekannten und nicht Wissens, präsent zu sein. Wenn wir uns uns selbst wirklich zuwenden, den eigenen, inneren Impulsen, die sich in uns bereits bewegen, ohne dass wir sie vielleicht schon greifen können, dann machen wir die Erfahrung, dass wir überhaupt nichts suchen müssen und alles wie von selbst aus einem vollkommen natürlichen und selbstverständlichen Malgeschehen heraus entsteht. Manche zarten Regungen, leise Impulse hinter den starken Gedanken und dichten Vorstellungen, werden oftmals überhört oder nicht beachtet. Aber gerade diese leisen Impulse, die, die unter der Oberfläche sind, bringen uns in neue Gegenden. Wenn wir Vorlieben, Gewohntes, Bekanntes und Logisches überwinden, bekommen diese Wesen, Farben und Formen mehr Licht. Wenden wir uns zu ihnen, erlauben wir uns, sie tatsächlich anzuerkennen, und sind wir mutig genug, ihnen auch zu folgen, atmet alles auf! ES und Wir! Dann sind wir im Flow und alles weitere sprudelt aus dieser befreiten Quelle heraus. Wir fragen nicht nach dem nächsten Motiv oder der passenden Farbe. Dann ist es einfach direkt da, ruft uns und das malerische Handeln und du selbst bist eins.