Warten auf das richtige Bild

Warten auf das richtige Bild

Manch­mal suchen wir nach dem „richti­gen“ Motiv, damit wir anfan­gen kön­nen mit dem Malen. Wir denken, wir müssten DAS Bild find­en, dass genau DAS aus­drückt, was ich aus­drück­en will. Oft ist es etwas, das wir fühlen, eine starke Emo­tion wie Wut oder Ärg­er. Vielle­icht soll das Bild uns helfen, diese Gefüh­le los zu wer­den. Vielle­icht suchen wir nach ein­er Lösung für ein bes­timmtes Prob­lem. Vielle­icht aber soll es nicht nur etwas aus­drück­en, was wir schwierig find­en, son­dern das anschaulich machen, wie wir uns ger­ade fühlen, wenn wir glück­lich sind und voller Zuver­sicht. Auch für diese Energie suchen wir dann gerne das „richtige“ Bild, den „richti­gen“ Ausdruck.
Das „richtige“ Bild ist allerd­ings nur eine Vorstel­lung. Kreativ­ität ist weit mehr und so viel umfassender und lässt sich nicht auf ein bes­timmtes, „richtiges“ Bild reduzieren. Ein The­ma, ein „Prob­lem“, ein wun­der­bares Gefühl hat immer so viele Facetten. Wie wollen wir das alles in ein bes­timmtes Bild pack­en? Wir kön­nen die ganze Wahrhaftigkeit, das ganze Erleben, dass damit zusam­men­hängt gar nicht in einem bes­timmten Motiv erfassen. Wir kön­nen mit einem Motiv oder ein­er Emo­tion starten. Wir kön­nen ein spon­tanes Motiv in Verbindung mit ein­er gespürten Emo­tion im schöpferischen Raum in uns aufkom­men lassen und damit ein Bild begin­nen. Also lassen wir gut daran, es nicht zu ver­suchen, einzu­gren­zen oder ein passendes Bild zu suchen, son­dern sind da und lassen uns die Impulse und Motive geben, die zu uns kom­men, auf natür­liche Weise. Dann kön­nten wir so sein wie die Gärt­ner­in, die die Samen erhal­ten. Die Impulse, die aus der Hal­tung des offen seins, des Füh­lens, des im Moment seins, zu uns kom­men. Da sind Far­ben, For­men, ja Bild­mo­tive ohne dass wir sie ver­ste­hen müssen. Wir nehmen diese Samen und pflanzen sie in den Boden und lassen sie wach­sen mit jedem Pin­sel­strich. Vielle­icht fühlst du etwas in deinem Kör­p­er, in deinem Atem, Herzk­lopfen oder im Bauch rumoren, vielle­icht bekommst du feuchte Hände. Das ist die kreative Energie, die durch die fließt und dich bewegt. Sei dabei, nimm das als den Samen. Wie du auch beginnst, ver­traue, dass der näch­ste Schritt kom­men wird. Lass dich von dem Unbekan­nten führen. Jed­er Pin­sel­strich wird einen näch­sten erweck­en. Wenn ein Bild kommt, bevor du anfängst zu malen, heiße auch das willkom­men, aber denke daran, dass du im Vor­feld noch nicht wis­sen kannst, wie es sich entwick­eln wird, wie es wach­sen will und zu was. Es wird sich in sein­er Fülle und in seinem ganzen Aus­druck erst durch dein Malen entfalten.
Wie auch immer du startest, eine näch­ste Bewe­gung wird auf­tauchen und dich weiterführen.